Tag 256 Tunnel von Củ Chi

Gefahrene Kilometer: 120, gelaufene Kilometer: 5,3

 

Tag 256 entführte uns nach dem Frühstück nach „Củ Chi“, einem Landkreis im Verwaltungsgebiet von „Ho-Chi-Minh-Stadt“. Die „Tunnel von Củ Chi“ waren ein unterirdisches System, in dem sich vietnamesische Partisanen im Vietnamkrieg von 1960 bis 1975 versteckt hielten. Wir wurden um 8.30 Uhr von einem Guide namens Jacky abgeholt. Wir hatten Glück, die Maximalzahl der Teilnehmer war 7, angemeldet waren: nur wir zwei😊 Cool, eine Privattour also! Es dauerte ca. 1.5 Stunden, bis wir das Ziel erreichten und während dieser Zeit, erzählte Jacky viel über das Land, die Stadt, den Krieg, die Tunnel, den Krieg, den Krieg… Er war 69 Jahre alt, hatte im Krieg gedient, war ein „Survivor“, wie er ständig betonte, war 3 Jahre im Gefängnis und er konnte natürlich sehr viel berichten😊 Aber manchmal war dies vietnamesische Englisch nicht so leicht verständlich😉 Als wir den Parkplatz erreicht hatten, waren natürlich schon etliche Busse vor Ort. Es kamen täglich Tausende, um sich selbst ein Bild dieses Einfallsreichtums zu machen. Wir standen bereits 10 Minuten VOR dem eigentlichen Gelände, da dachte ich noch, wir hätten eine Obsterkennungstour gebucht😊 Er zeigte uns Stern-Früchte, die Roman direkt vom Baum pflückte und die wir mit nach Hause nehmen konnten. Anschließend zeigte er uns zwei Bäume mit Jack-Fruits, da konnte eine Frucht 20!! Kilo wiegen. Dann suchte er eine „Tamarinde“ Frucht am Boden, hob die Hülsenfrucht auf, schälte sie und ich aß zum ersten Mal eine mir völlig unbekannte Frucht. Und sie war lecker!!! Viel Vitamin C, wie Jacky meinte😊 Dann ging es los und wir wurden zwei Stunden lang durch eine Welt geführt, die unser Guide mit einem Eifer und einem Erinnerungsvermögen von sich gab, wie man es wohl selten erlebte😉 Die ersten Tunnel entstanden ab 1948 mit einer Bauzeit von 25 Jahren. In den 1960er Jahren gruben nordvietnamesische Partisanen immer weiter und tiefer, bis das Tunnelsystem auf eine beachtliche Länge von 250 km auf drei Ebenen angewachsen war. Die Oberste lag drei bis vier Meter unter der Erde, die Zweite sechs Meter und diente als Unterschlupf für Kinder, ältere Menschen und verletzte Soldaten. Die unterste Etage, 8–10 Meter tief, beherbergte Krankenhäuser und sonstige Heilstätten. So entstand ein System mit Schulen, Wohnbereichen, Küchen, Lazaretten, Büros, Waffenfabriken, Kommandozentralen und unzähligen Falltüren. Alle unterirdischen Gebäude waren mit Tunneln von maximal 80 cm Höhe und 70 cm Breite verbunden. Zur Außenwelt gelangte man durch Klapptüren, bedeckt von Laub und Gras. Es gab getarnte Luftlöcher, der Rauch der Küchen zog durch Öffnungen ab, die viele Meter entfernt waren. Alle Eingänge waren durch einfache, aber wirkungsvolle Fallen gesichert. Mittlerweile waren die meisten Tunnelsysteme verfallen oder verschüttet. Nur einige Gänge waren erhalten geblieben, in denen ein Museum zum Andenken an den Widerstand der Vietcong erinnerte. Wir nahmen die Gelegenheit zum Anlass, selbst durch ein 90 Meter langes Stück Gang zu krabbeln, dass extra für Touristen auf 120 cm Höhe und 80 cm Breite vergrößert wurde😊 Wir waren ja schon nicht die Größten, es war anstrengend, sehr heiß und natürlich dunkel. Ein Guide mit Taschenlampe wurde einem zur Seite gestellt und man hätte sogar dreimal die Möglichkeit gehabt, den Tunnel über einen Ausgang frühzeitig zu verlassen. Wir hielten durch und erreichten glücklich den Ausgang😊 Weiterhin versuchte ich mich, in einem Erdloch zu verstecken, das war einzigartig. Man stieg in ein Loch, drumherum war Laub drapiert, nahm den laubbedeckten Deckel und schloss diesen über sich. Wenn alles richtig war, sah man nachher nichts mehr! Ich da drinnen übrigens auch nicht, stockdunkel und in einer halb knieenden Position eher ungemütlich. Aber es ging ja ums pure Überleben! Wir liefen über das mittlerweile wieder bewaldetet Gebiet und kamen an zahlreichen Bombenkratern vorbei. Am Ende gab es eine Schießanlange, wo man mit AK-47 oder Maschinengewehren für teuer Geld seine Treffsicherheit unter Beweis stellen konnte. Ein Mittagessen mit lokalen Leckereien beendete einen sehr interessanten Ausflug! Jacky erzählte sogar noch, dass er mit 1.800 Gramm auf die Welt kam, früher fast normal. Schwangere Frauen konnten ohne Weiteres weiterkämpfen oder die Schwangerschaft verstecken, wenn ein Kind nur 1.500 Gramm wog😊 Groß wurden sie von alleine meinte Jacky😉 Im Bus gönnten wir uns ein Bier, welches im Preis enthalten war und erreichten um 15 Uhr das Hotel. Nach einer 1-stündigen Fußmassage gingen wir aufs Zimmer. Wir entschieden, das Abendessen ausfallen zu lassen, das Mittagessen war üppig genug! Um 19.30 Uhr wollten wir uns noch den Nachtmarkt um die Ecke anschauen, wobei es bei schauen leider nicht blieb Oh man, in welche Spirale waren wir denn geraten? Kurzum, ich bekam ein neues Sportoutfit, eine Mütze und Roman einen neuen Kulturbeutel😊 Aber die Mütze war wirklich nötig bei den Temperaturen und der Sonneinstrahlung😊 Um 21 Uhr hatte uns das Hotel wieder und wir fingen schonmal das Packen an. Gute Nacht an alle, die sich schonmal auf den Spuren des Krieges befanden.